Veranstaltung: | Kreiswahlprogramm 2021 |
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Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 13.04.2021, 17:41 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A5NEU3: Verkehr
Text
Hameln-Pyrmont steuert ins GRÜNE – Klimafreundliche Mobilität
Der Verkehrssektor ist der Einzige, in dem die Treibhausgas-Emissionen seit 1990
nicht gesenkt werden konnten. Bei wachsendem Gesamtverkehrsaufkommen hat es
keine Verlagerung hin zu umweltfreundlicher Mobilität gegeben. Auch die
Elektrifizierung der Verkehrsträger hinkt hinter dem klimapolitisch Notwendigen
hinterher. Kurz gesagt: Die Verkehrswende dürfte eine der größten
klimapolitischen Baustellen sein, gleichzeitig ist sie eines der zentralen
Handlungsfelder grüner Kommunalpolitik.
Bündnis 90/Die Grünen stehen für die Förderung, Optimierung und den Ausbau des
Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Darunter verstehen wir
Mobilitätsangebote, die allen Menschen allgemein zugänglich und kostengünstig
zur Verfügung stehen. Zum Angebot gehören der regionale Eisenbahnverkehr,
Linienbusse und Anruflinientaxen.
Beim Bahnverkehr stehen wir zur Elektrifizierung der Strecke zwischen Löhne und
Elze (Löhner Bahn) mit stellenweiser Zweigleisigkeit (Doppelspurinseln). Dies
bedeutet eine erhebliche Verbesserung des Personennahverkehrs auf der Strecke,
die Erhöhung der Anschlusssicherheit in Hameln, Elze, Löhne und Hildesheim und
begrenzt die Durchlässigkeit der Strecke für Güterzüge. Für eine Diskussion über
einen weitergehenden Ausbau der Löhner Bahn stehen wir unter Berücksichtigung
lokaler Interessen zur Verfügung. Voraussetzung dafür ist eine transparente
Bürger*innen-Beteiligung, die konsequente Umsetzung aktiver und passiver
Lärmschutz- und Erschütterungsmaßnahmen, wie z.B. die rasche Um- bzw. Ausrüstung
von Güterwagons mit sogenannten „Flüsterbremsen“, mehr Geld für effektivere
Lärmschutzmaßnahmen (Wände, Absorber etc.) und angemessene
Geschwindigkeitsbeschränkungen Voraussetzung ist auch die Sicherstellung einer
Verbesserung des Schienen-Personenverkehrs, durch eine bessere Taktung und
weitere Haltepunkte, wie in Fischbeck oder Hameln-Nordstadt.
Ein wichtiges Bahnangebot im Landkreis ist die S-Bahn Hannover. Neben der
Erweiterung des Halbstundentaktes nach Bad Pyrmont, setzen wir uns für einen
ganztägigen "Sprinter" von Hameln nach Hannover ein. Wir stehen für eine
gemeinsame Planung des Verkehres und eine enge Abstimmung mit der Region
Hannover und der LNVG.
Darüber hinaus setzen wir uns für die vollständige Integration in den
Großraumverkehr Hannover ein. Das Fahrplanangebot in der Fläche muss als
Alternative zum Pkw attraktiver gestaltet. Buslinien müssen eine auf den
Bahnverkehr abgestimmte Taktung erhalten und Mobilitätsmöglichkeiten zur
Weiterfahrt auch in den Randstunden ermöglicht werden.
Wir wollen, dass Mobilität ganzheitlich gedacht wird und die Mobilitätskette von
haustür zu Haustür zusammen gesehen wird um die individuelle Fahrzeit für die
Menschen und ihre Wege zu verkürzen und eine echte Alternative zum PKW zu
bieten.
Damit mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen, wollen wir die Anbindung der
ländlichen Bereiche unseres Landkreises bedarfsgerecht verbessern. Mit Hilfe
einer Einwohner*innen-Befragung wollen wir die Mobilitätsgewohnheiten ermitteln,
um Linienführungen und Taktungen zu analysieren und zu überarbeiten.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Mängel im Bereich Digitalisierung
der Öffis offengelegt. Fahrgäste wurden an den Bussen abgewiesen, weil sie keine
Möglichkeit hatten, ein mobiles Ticket zu lösen. Fahrplanänderungen im Wege von
Corona und dem Wintereinbruch im Frühling wurden nur verspätet oder gar nicht in
digitale Datenbanken eingepflegt. Apps können uns wesentliche Informationen
liefern und das Leben erleichtern.
Die Öffi-App ist zu einem smarten Leitsystem weiterzuentwickeln. Neben
Fahrgastinformationen, Fahrplanauskünften (möglichst in Echtzeit!), Ticketbuchen
und Reservieren von Leihfahrzeugen aller Art, sollen auch Informationen bei
Betriebsstörungen zu Alternativrouten möglich sein. Die Öffi-App wird zur
täglichen Begleitung. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, eine
bestehende und ausgereifte App zu nutzen. Analog zu vielen anderen
Verkehrsverbünden sollte der Ticketkauf über die App der Deutschen Bahn möglich
sein. Es könnte auch die App der GVH genutzt werden. Sobald zuverlässig gute
Live-Daten über den Fahrplan zur Verfügung stehen, werden diese über
verschiedene bereits bestehende Plattformen nutzbar sein.
Zentrale ÖPNV-Haltepunkte wollen wir zu Mobilitätspunkten entwickeln. Der ÖPNV
bietet zahlreiche Umsteigepunkte an. Gerade diese sind besonders hochwertig und
attraktiv zu gestalten. Sie sollen nicht nur das Umsteigen zwischen Bahnen und
Bussen, sondern auch zu ergänzenden (intermodalen) Angeboten ermöglichen.
Für lange Wege ist es attraktiv, Fuß-, Rad- oder Autoverkehr mit dem ÖPNV zu
kombinieren. Wer die letzte Meile mit dem Fahrrad zum ÖPNV zurücklegt, möchte
das Fahrrad oder E-Bike gern am Bahnhof oder an der Haltestelle abstellen. Dafür
ist der Ausbau guter, sicherer und sauberer Fahrradabstellanlagen an
Haltestellen erforderlich. An größeren Haltestellen, insbesondere auf dem Land,
auch PKW-Parkplätze. Die Anlagen sind außerdem gut zu beleuchten, damit keine
Angsträume entstehen. Um den Wandel vor Ort zu beschleunigen, fördern wir den
Ausbau von Ladeinfrastruktur für E-Bikes und E-Autos insbesondere an zentralen
ÖPNV-Haltestellen im ländlichen Raum.
Wer die Vorzüge von Fahrradfahren und ÖPNV voll auskosten will, möchte Fahrräder
auch in Bussen und Bahnen mitnehmen. Insbesondere auf dem Land sind dazu
Fahrzeuge umzurüsten (großzügige Aufstellflächen in den Fahrzeugen schaffen oder
Fahrradträger an den Fahrzeugen montieren). Die Fahrradmitnahme ist zur
Förderung der kombinierten Fahrten kostengünstig und in Abo- und Monatskarten
bereits inbegriffen. Eine weitere gute Ergänzung sind Miet-Zweiräder im Float-
System für die bzw. den letzten Kilometer. Im Abo soll auch dieses Angebot schon
inbegriffen sein.
Wir wollen das Carsharing-System in unserem Landkreis ausbauen. Insbesondere an
Mobilitäts-Knotenpunkten des ÖPNV löst es ein Stück weit das Problem, dass
private PKW über 23 Stunden täglich stehen, und bietet Menschen ohne eigenes
Auto eine weitere Möglichkeit mobil zu sein. Dabei setzen wir auf emissionsfreie
Fahrzeuge. Private Initiativen zum Teilen von privaten Autos unterstützen wir
ebenso, wie verschiedene Car-Sharing-Anbieter und neue Konzepte, wie die Nutzung
kommunaler Fahrzeuge für ein Car-Sharing-System.
Den eigenen Fuhrpark der Kreisverwaltung rüsten wir sukzessive auf
emissionsfreie Fahrzeuge um. Wir wollen als Landkreis damit ein Vorbild für die
gesamte Bevölkerung sein. Gleichzeitig hinterfragen wir die Größe des Fuhrparks
und regen zur Nutzung von E-Lastenrädern und E-Fahrrädern an.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern einen klimaneutralen ÖPNV-Betrieb bis 2035. Die
Verkehrsbetriebe Hameln-Pyrmont sind aufgefordert, Konzepte zur Umstellung ihrer
gesamten Fahrzeugflotte (Omnibusse, PKW, Sonderfahrzeuge) auf energiearme und
emissionsfreie Fahrzeuge zu erarbeiten und umzusetzen. Die dafür zur Verfügung
stehenden Fördermittel sind auszuschöpfen.
Eine gute Fahrradinfrastruktur ist Voraussetzung dafür, dass Menschen gern und
sicher mit dem Fahrrad fahren. Schlaglöcher, kleine Schäden und andere
Unebenheiten mindern den Fahrkomfort und machen den Radweg eher zum
Hindernisparcours. Bündnis 90/Die Grünen wollen deshalb die Investitionen in den
Fahrradwegeerhalt steigern und zur Umsetzung die notwendigen personellen
Ressourcen in der Verwaltung bereitstellen.
Neben der Instandhaltung ist die Pflege von Radwegen von zentraler Bedeutung.
Der regelmäßige aber auch - im Bezug auf Insekten und Vögel - angemessen
behutsame Schnitt von Büschen, Bäumen und Gräsern gehört genauso dazu, wie die
regelmäßige Reinigung (u. a. von Laub, Scherben, etc.) und der Winterdienst.
Radschnellwege sind sehr gut trassierte und ausgebaute Fahrradwege, die Groß-
und Mittelzentren miteinander verbinden. Ein Blick in die Niederlande zeigt,
dass auf einer guten Infrastruktur Menschen bereit sind, Entfernungen bis zu 10
Kilometer und mehr im Alltag zurückzulegen. Bündnis 90/Die Grünen wollen diese
Infrastruktur etablieren und ausbauen.
Wenn die Menschen zu ihrer Arbeit das Fahrrad benutzen sollen, brauchen sie
sichere Radwege. Deshalb ist eine wesentliche Forderung, im Landkreis die
fehlenden Lücken über die Gemeindegrenzen bei den Radvorzugrouten zu schließen.
Einige beispielhafte Forderungen sind ein gut ausgebauter Radweg zwischen Klein-
Berkel und Groß-Berkel, die Schaffung einer Verbindung zwischen der Wehler
Marsch und dem Hamelner Weg in Fischbeck (und damit einer direkten Verbindung
von Hess. Oldendorf bis Hameln Innenstadt), das Schließen von Lücken der
ausgebauten Wirtschaftsstraßen entlang der B217 zwischen Hottenbergsfeld und
Hasperde Gewerbegebiet Rascher Ort, die Schließung der Lücke des überregionalen
Radwegs zwischen Afferde und Behrensen parallel zur B1. Wir GRÜNEN stehen zu
einer zügigen und konsequenten Umsetzung des Radverkehrskonzeptes des
Landkreises.
Die verschiedenen Zuständigkeitsbehörden werden aufgefordert zusammenzuarbeiten.
Dazu gehören auch sichere Kreuzungen und Ampelschaltungen, die auch die
Fahrradfahrer*innen berücksichtigen und eine "grüne Welle" für Radfahrer*innen
ermöglichen.
Für Bündnis 90/Die Grünen ist es nicht mehr zeitgemäß, dass Fahrbahnen über die
Straßenbeleuchtung ausgestrahlt werden, während Radfahrende am Straßenrand
häufig im Dunklen bleiben. Auf wichtigen Wegverbindungen sind intelligente
Beleuchtungskonzepte zu bauen, die mit Bewegungsmeldern gesteuert werden.
Immer mehr Menschen entdecken das Fahrrad auch zum Sport oder Reisen. Ob für den
Tagestrip, übers Wochenende oder eine Mountainbike- oder Urlaubsradtour, der
touristische und sportliche Nutzen im Freizeitradverkehr steigt. Bündnis 90/Die
Grünen heißt alle Radler*innen herzlich willkommen. Gute Radwege, eine sinnvolle
Wegweisung und hilfreiche Angebote entlang der touristischen Fahrradrouten
tragen zum positiven Image des Fahrrad-Landkreises bei. Im Sinne des Umwelt- und
Naturschutzes setzen wir uns für ein landkreisweites, offizielles Mountainbike-
Wegenetz ein. Das ist eine gute Chance, sich hier von der besten Seite zu zeigen
und in guter Erinnerung zu bleiben.
Den Neubau einer vierspurigen Südumgehung, für die mehrere Gebäude in Hameln und
Afferde abgerissen werden müssten, die Naherholungs- und Naturschutzgebiete
Weser, Fluthamel, Töneböns Teiche und der Düth massiv in Mitleidenschaft gezogen
werden würden, lehnen wir in dieser Form ab.