Veranstaltung: | Kreiswahlprogramm 2021 |
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Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 13.03.2021) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 12.04.2021, 18:55 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A7NEU2: Bildung
Text
Bildung ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Dasein und die Teilhabe
amGesellschafts- und Berufsleben – ein ganzes Leben lang. Bildungspolitik
beginnt bei der Unterstützung von Familien mit kleinen Kindern, setzt sich in
der KITA fort, umfasst den allgemeinbildenden Schulbereich, die weiterführenden
Schulen, die Volkshochschulen, Berufsqualifizierungsmaßnahmen und die
persönliche Weiterbildung.
Jedes Kind, jeder Mensch hat das Recht, dass ihm alle Bildungschancen
offenstehen und optimale Bildungschancen bereitgestellt werden. Bildungspolitik
ist zwar in erster Linie Ländersache, der Landkreis steht als Schulträger aber
in der Verantwortung für die räumliche und sächliche Ausstattung der Schulen,
für die strategische Schulentwicklungsplanung und für die Bildungsberatung. Wir
setzen uns dafür ein, dass
- unsere Schulen weiterhin saniert und neugestaltet werden; wir setzen uns
dabei für eine lernfördernde und jugendgerechte Ausstattung der Räume wie
der Außenanlagen ein; inklusives und barrierefreies Lernen muss
grundsätzlich in allen Kitas und Schulen ermöglicht werden; zudem müssen
die Schulen für einen gebundenen Ganztagsunterricht ausgestattet sein
- unsere Jugendlichen beim Übergang von der allgemeinbildenden Schule in die
berufsbildende Schule oder das Studium besser unterstützt werden;
gemeinsam mit den Berufsbildenden Schulen, den Kammern, der Agentur für
Arbeit und der Jugendberufshilfe wollen wir daher die Beratungs- und
Unterstützungsangebote bündeln und damit aktiv insbesondere auf
Jugendliche mit einem besonderen Unterstützungsbedarf zugehen
- unsere berufsbildenden Schulen baulich und vor allem technisch so
ausgestattet werden, dass sie den modernen Anforderungen der
Digitalisierung gerecht werden; dazu bedarf es der digitalen Entwicklung
berufsbezogener Projekträume, einer modernen Ausstattung mit
berufstypischen technischen Geräten und Anlagen und eines hochwertigen
technischen Supports.
- Unterstützung Alternativpädagogischer Konzepte (wie z.B. Montessori- oder
Wildnispädagogik) im Rahmen von Modellprojekten an staatlichen Schulen und
Unterstützung von Waldkindergärten und Ersatzschulen in freier
Trägerschaft.
- Unterstützung der Volkshochschule (vhs) als Infrastruktur für lebenslanges
Lernen
Ganztagsbetreuung in KITAS und Schulen und differenzierende Unterrichtsformen
brauchen mehr Raum – auch für Aktivitäten, die über den Unterricht hinausgehen:
Mensa, Schulbibliotheken, Erholungs- und Bewegungsräume sind integrierte
Bestandteile der schulischen Lernumgebung. Integrierende Schulformen wie die IGS
sollen ausgebaut werden, da insbesondere diese Schulen darauf ausgerichtet sind,
den individuellen, manchmal unstetigen Lernbiographien von Schülern gerecht zu
werden.
Im Bereich der digitalen Kommunikation an Schulen wurde nicht erst in der
Corona-Krise deutlich, wie hoch hier der zukünftige Bedarf ist. Infrastruktur
hierfür ist nachhaltig weiter aufzubauen und verlässlich zu organisieren.
Deshalb ist eine moderne Ausstattung der Klassenräume, sind leistungsfähige
Internetanschlüsse in allen Klassenräumen und Arbeitszimmer für Lehrer*innen
eine Voraussetzung für optimale Bildungschancen. Um soziale Gerechtigkeit zu
erreichen, ist eine produktive, sozial gerechte Lernumgebung entscheidend. Dies
umfasst beispielsweise auch die Schulsozialarbeit.
Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass jeder Kindergarten im
Landkreis inklusiv wird, damit jedes Kind an seinem Wohnort einen entsprechenden
Kindergartenplatz finden kann. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, streben wir
ein trägerübergreifendes Poolmodell an, aus dem Fachkräfte für Inklusion je nach
Bedarf an dem entsprechenden Kindergarten für einen bestimmten Zeitraum
eingesetzt werden können.
Wir wollen die Heinrich-Kielhorn-Schule in Hameln als Zentrum für Inklusion
ausbauen. Der gute Personalschlüssel an der Förderschule für geistige
Entwicklung soll allen Schülerinnen und Schülern zu Gute kommen. Auch
Kooperationsklassen sind für uns eine Brücke zum Umbau in ein inklusives
Schulsystem, das den Anforderungen der Behindertenkonvention gerecht wird.
Dafür fordern wir das Land Niedersachsen auf, die personelle Situation für die
Inklusion in allen Schulformen deutlich zu verbessern und im Neuen Kita-Gesetz
die dritte Fachkraft zu verankern und die Inklusion in Kindergärten
durchzusetzen. Eine Gruppengröße mit maximal 18 Kindern ist für alle Kinder und
Erzieher*innen eine gute Ausgangsbasis.
Zudem fordern wir GRÜNE:
- Früh- und Sprachförderung in KITAs - auch in der U3-Betreuung
- Vielfältige Sprachförderung in der Integration
- Berücksichtigung der Perspektiven von Schüler*innen und Eltern bei der
Schulentwicklung
- Förderung von Fair-Trade-Projekten an Schulen und KITAs
- Ausbau der Umweltbildung, z.B. anhand von Schulgärten oder
Schulsolaranlagen
- einen sozial gestaffelten Preis für das Mittagessen in Kindergärten und
Schulmensen
- Gesunde Lebensmittel und Bio-Produkte in Kindergärten und Schulmensen,
nach Möglichkeit aus der Region.
- Täglich wenigstens eine vegetarische oder vegane Alternative auf dem
Speiseplan
Politische Bildung
Mit „Fridays for Future“ hat die Jugend neue Bewegung in den politischen Diskurs
gebracht. Wir GRÜNE fordern aktive Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und
Jugendliche. Wir regen die Einrichtung einer Arbeitsgruppe im Kreistag an, die
sich um die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern kümmert. In Anlehnung
an Modelle wie "Pimp your town" soll während der Wahlperiode jede*r Schüler*in
des Landkreises den Kreistag mit seinen Ausschüssen kennengelernt haben. Wir
unterstützen alle Ideen zum Ausbau der politischen Bildung, besonders den
außerschulischen Bildungsort Bückeberg. Auch die Zusammenarbeit mit dem Institut
für Solarenergieforschung (ISFH) wollen wir weiter forcieren und Umweltprojekte,
z.B. mit dem Programm „auf jedes Schuldach eine Solaranlage“, anschieben.
Sexuelle Bildung
Einen essentiellen Bestandteil von gelungener Kinder- und Jugendarbeit stellt
die sexuelle Bildung dar. Sie bildet eine grundlegende Basis für die in einer
fortschreitend digitalen Welt immer wichtigeren Präventionsarbeit und stärkt das
Selbstverständnis und Identitätsgefühl junger Menschen. Beides sind notwendige
Kompetenzen zur erfolgreichen Navigation von Berufs- und Privatleben.
Konfrontiert mit einer Gesellschaft, in der eine Überpräsenz sexueller Inhalte
sowohl online als auch offline existiert, sind Kinder darauf angewiesen, dass
wir ihnen empathisch und empowernd Werkzeuge an die Hand geben, damit sie ihre
Sexualität selbstbestimmt und glücklich entfalten können.
Um sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen effektiv bekämpfen zu
können, ist es unerlässlich, den Kindern bereits von Anfang an ein sicheres
Verständnis über ihre Rechte mit auf den Weg zu geben. Ebenso wichtig ist ein
der Entwicklung entsprechendes Vokabular, um Vorgänge am eigenen Körper klar
benennen zu können. Deshalb dürfen sich sexualpädagogische Konzepte nicht auf
Sexualkundeunterricht in den Schulen oder freiwillige Informationsangebote in
der Freizeitgestaltung beschränken, sie müssen bereits in Kitas fachgerecht
umgesetzt werden.
Die Bedürfnisse und Sorgen von Kindern und Jugendlichen sind heute so
individuell und divers wie ihre jeweiligen Biographien und Hintergründe:
Fluchterfahrungen und kultureller Dissonanz gilt es mit ebenso großer
Sensibilität und sorgfältiger Beratung zu begegnen wie jungen Menschen, die ihre
Identität auf dem queeren Spektrum verorten. Diese Herausforderungen müssen sich
in den Kenntnissen und Kompetenzen der Fach- und Betreuungskräfte zwingend
widerspiegeln.
Der Landkreis hat zusammen mit diversen Einrichtungen, Fachkräften und
Betroffenen ein Präventionskonzept gegen sexualisierte Gewalt in der Kindheit
und Jugend erarbeitet. Wir setzen uns dafür ein, dass dieses Konzept umgesetzt
wird.